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Alkoholfrei leben: 5 neue Blickwinkel, die dir dabei helfen können, dem Alkohol Adieu zu sagen

Die Welt braucht ein Umdenken. Wieso? Weil sich was verändern muss. Und so läuft das auch bei dir: Wenn du denkst, was du schon immer dachtest, fällt Veränderung schwer. Oder findet gar nicht erst statt. Darum: Neue Ideen braucht die Welt! Und brauchst du.

Foto: Andrea Bucher

Ich, 19: Wir feiern unser Abitur, tanzen auf Tischen und Tribünen, in kurzen Röcken und mit billigen Hawaiiketten um den Hals. Wir trinken Tequila-Shots bis in die Morgenstunden, die Welt gehört uns, noch nie war das Leben so einfach.


Ich, 23: Wir studieren alle in der gleichen Stadt, sitzen mehr in Bars als in Vorlesungssälen, trinken Bier und bestätigen uns mit der Überlegenheit von Menschen, die sich von irgendwas losgelöst haben, wie doof Statistik ist und wie cool das Leben ausserhalb des Elternhauses. Wir fühlen uns erwachsen, während mir die Kontrolle über die Kontrolle langsam aus den Fingern gleitet. Jemand ruft mir "Du hast ein Alkoholproblem" zu und lacht. Ich lache auch.


Ich, 32: Mein Liebhaber und ich treffen uns in meiner Wohnung und trinken eine Flasche Wein. Als er geht, öffne ich eine weitere, denn ich bin innerlich aufgewühlt, und das soll weg. Ich trinke noch ein Glas, lege mich ins Bett, mein Blut fühlt sich an wie mit Kohlensäure versetzt. Am nächsten Morgen schleppe ich mich nur mit Mühe an den Bahnhof.


Und was geschah dann?


Aus heutiger Perspektive kann ich kaum noch verstehen, warum ich gut 20 Jahre lang nichts von Alkoholfreiheit wissen wollte. Ich tat einfach, was ich immer tat: trinken zu jeder möglichen Gelegenheit. Manchmal glaubte ich, dass es mir gut tun würde. Oft merkte ich, dass es das nicht tat.


Was dann geschah, kann ich nicht genau rekonstruieren. Was ich weiss, ist, dass ich irgendwann wusste, dass mir mein Leben keinen Spass mehr machte. Dass ich es satt hatte, es so oft satt zu haben. Vielleicht schreibe ich das hier nur, weil es sich so gut anhört. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass sich zum Zeitpunkt dieser "Sättigung" etwas getan hat in meinem Kopf: Ich öffnete meinen Geist für neue Perspektiven. Ich brauchte neue Blickwinkel, denn die alten führten mich langsam aber stetig dem Abgrund entgegen.


Die neuen Blickwinkel schnappte ich irgendwo auf. Ich bemerkte plötzlich Dinge, die mir immer zuverlässig verborgen blieben. Wenn jemand über Lebenslust und die Magie des frühen Morgens sprach. Oder über Selbstverwirklichung, ein Leben ohne Zwänge, Müdigkeit und endlose Termine, die man eigentlich nicht haben möchte. Es zog mich irgendwo hin, ich wusste nur noch nicht, wohin genau. Der Sog machte mich unruhig, aber auf die gute Art. Ich wusste, da würde was kommen, das alles anders machen würde. Besser.


Als ich in diesem Prozess in meinem Leben ohne Alkohol drinsteckte, wusste ich nicht, was da gerade geschah. Nur aus heutiger Sicht kann ich sagen, welche Gedanken und Überzeugung sich für mich änderten. Welche neuen Blickwinkel ich in mein Leben liess. Blickwinkel, die mich in mein neues Leben – alkoholfrei – trugen, und die heute noch zu meinem "Gedanken-Repertoire" gehören. Blickwinkel, die ich liebe, weil sie so kraftvoll sind.


Möchtest du sie hören? Here we go


Wie immer gebe ich hier kein Heilsversprechen ab. Aber: Liest du die folgenden Punkte, erlaube dir die Freiheit, deine eigenen Überzeugungen zu hinterfragen. Nur schon eine klitzekleine Verschiebung deiner bisherigen Meinung schafft Raum für Neues. Und Neues ist das, was du brauchst (und suchst!), wenn du ein alkoholfreies Leben leben möchtest.


Okay. Also los.


1. Höre nicht auf zu trinken, weil du deinem Körper etwas Gutes tun möchtest. Sondern deiner Psyche.


Wir lesen, hören und glauben, dass wir allem voran unserem Körper einen Gefallen tun, wenn wir aufhören zu trinken. Unserer Leber, dem Herzen, dem Darm. Tatsache ist, dass es nicht besonders motivierend auf uns wirkt, wenn wir jetzt etwas verändern sollten, das wir vielleicht erst in der Zukunft merken (Ziel: Keine Fettleber haben in 10 Jahren – und sowieso, wie schlimm wäre es schon, ein paar Medikamente schlucken zu müssen dagegen?). Viel wirksamer – sprich: motivierender – ist es, wenn wir Aussicht auf eine schnell bemerkbare Veränderung haben. Auf etwas Konkretes, Fassbares. Darum lass dir hier etwas gesagt sein: Dein psychischer Zustand wird sich verbessern, sobald du aufgehört hast, zu trinken. Und zwar nicht erst in 10 Jahren, sondern mehr oder weniger sofort. Mindblowing! Im wahrsen Sinne des Wortes. (Wenn du Genaueres dazu lesen möchtest, schau doch mal in meinen Blogartikel "Bist du eine Grauzonen-Trinkerin?").


2. Wenn du aufhörst zu trinken, schliesst du dich nicht aus, sondern an.


Eine der grössten Ängste, die ich bei meinen Klientinnen und Klienten beobachte und die ich auch von mir nur allzu gut kenne, ist diese: die Furcht, ohne Alkohol den Anschluss an den Freundeskreis oder an die Familie zu verlieren. Wir glauben, nicht mehr dazuzugehören, wenn wir nicht mehr trinken. Diese Befürchtung kann sich erfüllen – doch höchstwahrscheinlich nur in einigen wenigen Beziehungen. Tatsächlich ist es so, dass sich Beziehungen im Allgemeinen verbessern, tiefer und erfüllender werden, wenn wir uns ohne Alkohol begegnen. Du wirst wahren Anschluss fühlen. Verbundenheit. Du wirst oberflächliche Freundschaften weniger gut ertragen, wenn du dir sie nicht mit Alkohol schöntrinkst. Was übrig bleibt, ist wahre Freundschaft. (Warum alles eine Kehrseite hat in deinem alkoholfreien Leben, liest du im Blogartikel "Diese 5 Dinge haben sich verschlechtert, nachdem ich aufgehört habe, Alkohol zu trinken".)


3. Ohne Alkohol wirst du weniger leisten, und das ist fantastisch.


Es war mein grösster Mindshift: Ich wurde von der alkoholtrinkenden, immer arbeitenden, nie zufriedenen Maria zur alkoholfrei lebenden, gechillten und tatsächlich auch hin und wieder mal zufriedenen Maria. Wie das ging? Mit Alkohol: latentes Gefühl, zu wenig zu leisten, weil zu oft Kater. Ohne Alkohol: realisieren, wie viel ich tatsächlich leiste. Die Konsequenz? Heute lass es öfter mal gut sein. Weil ich weiss, was ich schon alles getan habe. Falls du dazu mehr aus meiner Feder lesen möchtest, empfehle ich dir meinen Blogtext "Warum ich eifersüchtig war auf alle, die sich mit einem heissen Kakao auf die Terrasse setzen".


4. Alkohol ist nicht das Huhn oder das Ei in deinem Leben. Alkohol ist Huhn UND Ei.


Im Grübeln war ich super. Denn solange ich grübelte, musste ich nicht wirklich was verändern. Ich dachte erst einmal darüber nach – und das reichte ja wohl. Worüber ich besonders gerne nachdachte war die Frage, ob meine latente Unzufriedenheit da war, weil ich trank, oder ob ich trank, weil ich latent unzufrieden war. Ich sage dir, wie es ist: Weder noch. Da kannst du grübeln, solange du willst. Denn es ist schlichtweg beides: Selbst wenn du das scheinbar perfekte Leben führst und weiterhin trinkst, wirds nicht wirklich besser. Und wenn du trinkst und dann aufhörst in der Erwartung, dass alles gut wird, ists leider auch noch nicht getan. Darum bleibt eigentlich nur eines zu tun übrig. Womit wir beim fünften neuen Blickwinkel wären:


5. Aufhören Alkohol zu trinken ist super einfach.


... alkoholfrei zu bleiben ist die eigentliche Aufgabe. Gut, du bist jetzt vielleicht nicht besonders überrascht. Wenn du eine Grauzonentrinkerin bist, hast du sicher schon festgestellt, dass es keiner grossen Anstrengung bedarf, nichts zu trinken. Darum redest du dir vielleicht auch immer so gekonnt ein, dass du keine Abhängigkeit hast, denn schliesslich kannst du jederzeit aufhören. Ja, aufhören, das kannst du! Aber kannst du auch alkoholfrei bleiben? Denn hier beginnt die Arbeit: mit dir selbst, an dir selbst, an all dem Shit, den du durch dein Trinken jahrelang in dich hineingestampft hast. Das Gute an der ganzen Sache: Ohne Alkohol hast du mehr, ja viel mehr Energie, um den Shit langsam abzutragen (endlich!). Du hast genug Energie, um die Arbeit zu tun. Tue die Arbeit, und du wirst sehen, dass es sich lohnt.


Danke, dass du bis hierhin gelesen hast. Alles Liebe, Maria

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