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Leben ohne Alkohol: Bist du ein:e Grauzonen-Trinker:in?

Auf der Skala des Alkoholkonsums gibt es nicht nur Weiss (alles in bester Ordnung, habe es voll im Griff!) und Schwarz (Alkoholabhängigkeit, Arbeitslosigkeit, Sozialhilfe). Die Grautöne dazwischen sind sehr vielfältig. Und höchstwahrscheinlich gehörst auch du in diesen Bereich, wenn du dich für ein Leben ohne Alkohol interessierst.


Ich bin eine typische Grauzonen-Trinkerin. Darum weiss ich, wovon ich hier schreibe. Und was ich auch weiss: Wenn du gerne und regelmässig Alkohol trinkst, geht es dir höchstwahrscheinlich so, wie es mir jahrelang ging. Bei meiner Arbeit als Alkoholfrei Coach bekomme ich immer wieder bestätigt, dass es den meisten Menschen, die gerne und regelmässig Alkohol trinken, genau so geht, wie es mir jahrelang ging.


Und wie geht es dir als Grauzonen-Trinkerin?


Mit grosser Wahrscheinlichkeit verbindest du mit Alkohol allerlei positive Begriffe und Emotionen: Freiheit, Spass, Geselligkeit, Sozialisation, Selbstbewusstsein, Entspannung, Abschalten, vielleicht auch Ausschalten.


Alkohol gehört für dich dazu: zur Geburtstagsfeier, zum Umtrunk an deinem Arbeitsplatz, zu Weihnachten, zum Wochenende, zu Partys, zu Grillabenden, zu Abenden mit deinen Freundinnen und Freunden, zu Dates, zu gutem Essen, zum Urlaub, wenn du etwas zu Feiern hast, wenn du nichts zu Feiern hast.

Im Gegenzug dazu verbindest du mit problematischem Alkoholkonsum Krankheit, Jobverlust, finanzielle Not, Einsamkeit, Verwahrlosung, Totalabsturz. Alkoholkrank, das sind die Anderen. Du trinkst zwar gerne, und das weisst du auch. Doch du weisst auch, dass andere viel schlimmer dran sind als du, und das beruhigt dich.


Mit den negativen Eigenschaften, die du mit problematischem Alkoholkonsum verbindest, möchtest du nichts zu tun haben. Niemand will das. Und weil du das nicht willst, ignorierst du dein ungesundes Trinkverhalten einfach. Solange alles irgendwie im Rahmen ist, solange andere mindestens so viel trinken wie du, solange musst du nichts ändern. Solange musst du dir nichts eingestehen. Solange giltst du nicht als jemand mit einem Problem.

Du bist also weder abstinent noch hast du eine ausgewachsene Alkoholsucht.

Du bist eine Grauzonen-Trinkerin.

Als Grauzonen-Trinkerin merkst du lange nicht, dass sich Alkohol negativ auf dein Leben auswirkt. Und hier liegt die Crux deiner Trinkgewohnheit: Du siehst nicht, dass der Alkohol die Ursache vieler deiner Schwierigkeiten ist.


Stattdessen suchst du die Schuld bei dir.


Du fühlst dich manchmal niedergeschlagen, unmotiviert, gehemmt, irgendwie falsch – ohne ausmachen zu können, woher das kommt. Du versuchst vielleicht, dich zu optimieren: «Wenn ich nur mehr Sport mache, mich besser ernähre, mehr an meiner Persönlichkeit arbeite, mehr meditiere, ja dann…!»


Du glaubst, dass du nur darum so viel trinkst, weil... weil du unglücklich in deiner Beziehung bist. Weil es schwierig im Job ist. Weil es halt manchmal einfach schwer ist! Wenn du erst einmal ein paar Dinge in deinem Leben gerade gerückt hast, dann wirst du auch nicht mehr so viel Betäubung brauchen.


Ich kann dir sagen, dass das nicht funktionieren wird, denn ich habe das über Jahre so gesehen und probiert. Es funktioniert nicht, solange du trinkst.


Tatsache ist: Der Alkohol ist nicht die Lösung deiner Probleme - er ist die Ursache vieler deiner Probleme.


Ich habe alles getan, damit ich mich besser fühle: ich war sportlich, habe mich gesund ernährt, habe in meiner Kindheit aufgeräumt, habe an meiner Beziehung gearbeitet, an meiner Persönlichkeit gefeilt, bin früh ins Bett gegangen.


Nur den Alkohol habe ich nie weggelassen. Darum ging dieses negative Grundgefühl auch nie weg. Der schwere, unsichtbare Mantel hing weiter über meinen Schultern und machte mich träge.

Du kannst also das perfekte Leben führen, doch wenn du eine Grauzonen-Trinkerin bist, wird sich dein manchmal schwermütiges Grundgefühl nie ändern.


Wie eine Unterströmung gefährdet sie dein gutes Leben, unsichtbar und leise.


So ging es mir: Ich hatte alles – und fühlte mich, als würde mir immer etwas fehlen.


Bis ich mit dem Alkohol aufhörte. Dann blühte plötzlich alles.


Ich realisierte erst mit meiner Nüchternheit, dass ein alkoholfreies Leben die Grundlage für ein gutes Leben ist. Alkoholfrei zu werden war der erste, zwingende Schritt hin zu meinem Wunschleben.

Als ich es wagte, ganz auf den Alkohol zu verzichten, fiel mir alles wie Schuppen von den Augen. Von einem Tag auf den anderen ging es mir viel, viel besser. Alles war so viel leichter. Es war bunt, duftend und wundervoll. Das ist es immer noch. Und es wird immer noch besser. Ich konnte es nicht glauben.


Wieso hat mir das nicht schon vor Jahren jemand gesagt?

Weil es ganz vielen Menschen genauso geht wie dir. Erst, wenn du aufgehört hast zu trinken, wirst du merken, dass dein Alkoholkonsum dich eingeschränkt hat. Dass er dich traurig, wütend, träge oder depressiv gemacht hat. Nur jemand, der auch diesen Weg gegangen ist, kann dir sagen, dass mit deiner Alkoholfreiheit so vieles besser wird.


Und das verspreche ich dir: Es wird besser. Alles wird besser, wenn du nicht mehr trinkst.

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