Ganz ehrlich: Ich weiss nicht, wie du Spass ohne Alkohol hast. Und du weisst es, falls du (noch) trinkst, vermutlich auch (noch) nicht. Du wirst es aber herausfinden, denn ein Leben ohne Alkohol ist eine Reise, auf der hinter jeder Ecke (spassige) Überraschungen lauern.

Wenn du regelmässig trinkst, fühlst du dich rastlos, wenn du nicht trinkst – und fühlst dich erst wieder gut, wenn du wieder trinkst. Wenn du regelmässig trinkst, ist das Leben eine einzige Warterei – eine Warterei auf den nächsten Drink.
Wie soll in dieser Rastlosigkeit der Spass seinen Platz haben?
Wenn du regelmässig trinkst, ist die Zeit, in der du nicht trinkst, keine besonders gute Zeit für dich – zumindest nicht so gut, wie sie sein könnte, wenn du nicht mehr regelmässig trinken würdest. Doch das glaubst du nicht, wenn du noch trinkst. Denn dann hast du tatsächlich (fast) ausschliesslich nur dann Spass, wenn du trinkst.
Wenn du aufhörst zu trinken, lernst du. Du lernst ausserordentlich viel, und etwas, was du lernst, ist, dass du wirklich für gar nichts mehr Alkohol brauchst. Auch nicht, um Spass zu haben. (Ja, auch nicht, um traurig oder niedergeschlagen zu sein – aber das Thema kommt ein andermal dran.)
Ja und wie lerne ich, Spass ohne Alkohol zu haben?
Zuerst: Frage dich, wie Alkohol und Spass für dich zusammenhängen:
Welchen Stellenwert hat der Alkohol in den Situationen, in denen du Spass hast?
Wie viel Platz nimmt Alkohol ein? Geht es um den Spass – oder geht es um den Alkohol?
Woran merkst du, dass du Spass hast, wenn du Alkohol trinkst?
Wie stellst du dir Spass mit Alkohol vor – und wie ist es dann tatsächlich?
Wie geht ein Abend mit viel Alkohol aus?
Weiter kannst du dir Fragen stellen, wie du gerne Spass hättest, auch wenn du alkoholfrei lebst:
Was würde dir gerne mehr Spass machen? Und warum?
Stelle Dinge gegenüber, die du nicht gerne tust (weil du eigentlich trinken möchtest, betrunken bist oder einen Kater hast) und Dinge, die “normal” sind, aber die eigentlich Spass machen (alltägliche Dinge wie essen, mit Freunden telefonieren, mit (deinen) Kindern zusammen sein, schlafen, ein Buch lesen, ins Kino gehen, basteln, malen etc.) Wie sieht diese Bilanz bei dir aus?
Du hattest Spass, bevor du anfingst, Alkohol zu trinken. Was hast du damals (als Kind oder Jugendliche) getan? Wie fühlte sich das an?
Woran hast du damals gemerkt, dass du Spass hattest?
Um welche Fähigkeiten beneidest du Kinder, wenn sie unbeschwert Spass haben? Was hält dich davon ab, diese Fähigkeiten auch zu besitzen?
Spüre, wo im Körper du Spass fühlst. Wie fühlt sich Spass an? Leicht? Nervös? Freudig? Stelle diesen Gefühlen das Gefühl gegenüber, wenn du trinkst (nicht das, was du nach dem ersten Glas fühlst, sondern das, was du nach mehreren Gläsern und/oder am nächsten Tag fühlst). Fühlt es sich schwer an? Anstrengend? Fühlt es sich wie das Gegenteil von Spass an?
Du kannst dir diese Fragen stellen, auch wenn du noch trinkst. Besonders dann: Dann bist du nämlich mitten im Anschauungsfeld. Es ist okay, dir selbst diese Fragen zu stellen, auch wenn du noch trinkst. Erlaube dir, jetzt schon zu lernen. Alles, was du lernst, trägt zu deinem Prozess bei (was dieser ominöse "Prozess ist, liest du in meinem Blog-Artikel "Dieser eine Punkt ist zentral auf deinem Weg in die Alkoholfreiheit").
Und nun darfst du mal wieder etwas an deinen Überzeugungen arbeiten, um dein Leben ohne Alkohol gut zu gestalten
Was du hier gleich liest, kannst du dir momentan vermutlich noch nicht vorstellen. Das verstehe ich. Schliesslich hast du über Jahre, vielleicht Jahrzehnte Spass mit dem Konsum von Alkohol gleichgesetzt. Dennoch: Sei offen für neue Blickwinkel. Du wirst sie irgendwann verstehen und vermutlich auch leben. Freue dich drauf!
Ohne Alkohol definierst du Spass neu. Das hört sich vielleicht beängstigend an, aber so wird es sein: Dir werden nüchtern andere Dinge Spass machen, als du es mit Alkohol gewohnt bist. Das Grossartige daran: Du suchst ab jetzt aus, was dir Spass macht. Niemand anders – nicht die Gesellschaft, nicht deine Clique, keine Norm.
Unser Leben wird allgemein trauriger, wenn wir regelmässig trinken. Wir verlieren die Fähigkeit, normale Dinge mit Freude zu machen. Wenn du regelmässig Alkohol trinkst, dämpft das deine Motivation, normale Dinge zu tun – da sie keinen Spass machen. Im Umkehrschluss heisst das, dass dir ohne Alkohol auch die normalen Dinge wieder Spass bereiten werden. Und das wird eine Menge sein! Das Leben besteht schliesslich hauptsächlich aus normalen Dingen.
Wenn du regelmässig Alkohol trinkst, kann es sein, dass du den Kontakt zu dem kindlichen Teil in dir verlierst. Der kindliche Teil ist unbeschwert, will Spass, Leichtigkeit und Freude im Leben. Das Kind in dir ist neugierig, offen und munter! Gebe dem Kind in dir wieder Raum. Einen Spielplatz sozusagen. Wann hast du das letzte Mal Gummitwist gespielt?
Wenn du regelmässig Alkohol trinkst, kann es sein, dass du den Kontakt zu dem kindlichen Teil in dir verlierst. Der kindliche Teil ist unbeschwert, will Spass, Leichtigkeit und Freude im Leben. Das Kind in dir ist neugierig, offen und munter! Gebe dem Kind in dir wieder Raum. Einen Spielplatz sozusagen. Wann hast du das letzte Mal Gummitwist gespielt?
Und falls du noch einen weiteren kleinen Motivationsschub hast, habe ich hier meinen wöchentlichen 3-Minuten-Alkoholfrei-Powertalk zum Thema Spass ohne Alkohol für dich. Und falls du das Video gerade nicht schauen kannst oder magst, findest du unterhalb des Videos den geskripteten Text.
Ich wünsche dir viel Spass!
Herzlich, deine Maria
«Wie kann ich noch Spass haben, wenn ich keinen Alkohol mehr trinke?» ist wohl einer der am häufigsten gestellten Fragen meiner Klientinnen. Und ich verstehe meine Klientinnen. Ich dachte genauso. Ich dachte: Ich bin lockerer, mutiger, witziger, aufgeschlossener, gesprächiger mit Alkohol – das gehört für mich alles zum Spass dazu und das BIN ich nicht mehr, wenn ich nicht mehr trinke, also folglich HABE ich keinen Spass mehr. Ich KANN keinen Spass haben, wenn ich trinke, ich bin UNFÄHIG dazu.
Tja, tatsächlich: Ich war unfähig, wirklich Spass zu haben, als ich noch trank. Ich hatte tatsächlich nur dann Spass, wenn ich trank. Denn so ist das, wenn wir regelmässig trinken: Unser Gehirn gewöhnt sich an den Dopamin-Kick, den Alkohol im Gehirn verursacht. Wenn wir nicht trinken, fehlt der. Und dann fehlt uns das gute Gefühl, für das das Dopamin verantwortlich ist – das aber fast ausschliesslich nur dann ausgeschüttet wird, wenn du trinkst.
Siehst du, wie der Kreislauf der Abhängigkeit beginnt?
Spoiler: Natürlich habe ich Spass OHNE Alkohol. Weil heute Dopamin in meinem Gehirn auch dann ausgeschüttet wird, wenn ich NICHT trinke. Meine Gehirnchemie ist nämlich wieder in ihre Balance gekommen, nachdem ich aufgehört hatte, zu trinken. HEUTE habe ich schlicht und einfach immer dann Spass, wenn ich was Schönes erlebe! Etwas, das Spass und Freude macht: Das heisst, und das ist das Geile daran: Ich kann potentiell immer Spass haben, auch bei vermeintlich öden oder «normalen» Dingen.
Wie das geht? Ich erklärs dir:
1. Ohne Alkohol bin ich viel mehr im Hier und JETZT. Und Freude und Vergnügen finden im HIER und JETZT statt! Ich bin empfänglich für die schönen Dinge des Lebens. Sie gehen mir nicht mehr durch die Lappen, weil ich entweder beduselt bin ODER am Warten – am Warten auf den nächsten Dopaminkick, sprich: Am Warten auf den nächsten Drink. Warten ist so ziemlich das Gegenteil von im HIER und JETZT sein.
2. Mutig, gesprächig, locker: Ja, das bin ich manchmal tatsächlich weniger als damals, als ich noch trank. Und weisst du was, das ist gut so. Denn: So bin ich! Gestern war ich auf einem Konzert – alleine. Es hat alles ein bisschen länger gedauert: Bis ich meine Beine bewegt habe, bis ich mich auf das Gespräch mit meinem Nebenan eingelassen habe – aber ich habs getan. Ich war da. Ich war VOLL und GANZ da. Es war super – und nach 2 Stunden war ich fix und fertig. Ich hatte genug! Weil ich voll da war, hab ich alles aufgesaugt, mit all meinen Sinnen. Der Spass war ganzheitlich! Ich bin nach Hause mit einer riesigen inneren Zufriedenheit, die ich früher NIE verspürt habe. Heute geht’s mir blendend weil kein Kater und ich bin soo erfüllt, weil ich gestern – einfach so, an einem Mittwoch mitten in der Arbeitswoche - etwas so Schönes erleben durfte – wirklich ERLEBEN. DAS ist Spass. Ich gönn ihn dir.
3. Der letzte Punkt: Wenn du keinen Alkohol mehr trinken willst, sehnst du dich nicht mehr nach Spass mit Alkohol. Klingt so banal, ist es auch. Wer nicht trinkt, wünscht sich immer noch Spass, und den bekommt Sie oder er auch, wenn sie oder er sich den Spass besorgt! Was dir Spass macht, wirst du herausfinden. Es sind vielleicht nicht die gleichen Dinge wie früher, aber es gibt sie. Ganz. Sicher.
Comments