Covid-19 hat mich glücklicherweise nicht schlimm erwischt. Zwei Tage lang ging es mir dennoch ziemlich mies. Als ich wie gelähmt und mit üblen Kopfschmerzen auf dem Sofa lag, kam mir die traurige Erkenntnis: Früher, als ich noch trank, ging es mir regelmässig so. Und ich nahm es hin.
Ich weiss, Corona ist eine gefährliche Krankheit und hat viele Menschenleben gekostet. In diesem Artikel soll es nicht um die Verharmlosung des Virus gehen. Keine Grundsatzdiskussionen! Worum es in diesem Artikel geht:
Wie ich mich jahrelang damit brüstete, nie krank zu sein, ohne zu realisieren, dass mich mein Alkoholkonsum Monat für Monat mehrmals richtig krank fühlen liess und tatsächlich krank machte.
Wie mir erst mit meiner Corona-Infektion bewusst wurde, dass ich, um meinem Verlangen nach dem Alkoholrausch frönen zu können, jahrelang üble körperliche Beschwerden in Kauf nahm.
Warum ein Kater nichts Harmloses ist, der "dazugehört", sondern der uns in unserer Lebensqualität massiv einschränkt.
Also, los gehts:
20 Dinge, die meine Corona-Infektion und Kater gemeinsam haben:
Corona zwang mich einen Tag zur völligen Bewegungslosigkeit. Auch ein schlimmer Kater machte mich vorübergehend völlig bewegungslos, so dass ich einen Tag auf dem Sofa liegend verbringen musste und es gerade mal zum Kühlschrank und auf die Toilette schaffte.
Corona verbrachte ich an den schlimmsten zwei Tagen im Halbschlaf. Einen schlimmen Kater schaffte ich oft nur im Delirium, irgendwo in einer Zwischenwelt gefangen, irgendwie getrieben und dennoch völlig unfähig, irgendetwas zu tun.
Kopfschmerzen, Kopfschmerzen, Kopfschmerzen!
... und Übelkeit. In beiden Zuständen fühlte ich mich körperlich so mies, dass sich dies auch in einer diffusen, sehr unangenehmen Übelkeit äusserte.
Und trotzdem: Irgendetwas musste man ja essen. Häppchenweise variierte ich zwischen Stückchen von Früchten, Chips und Gummibärchen. Ich glaube, dass ich während Corona unbewusst in mein früheres Kater-Essverhalten zurück verfiel: ungesund, in kleinen Bissen, wenn ich was zuhause hatte, Früchte und Gemüse gegen das schlechte Gewissen, da ich mal wieder meinen Körper massakriert hatte.
Die innere Unruhe hat mich während eines Katers fast in den Wahnsinn getrieben. Mein ganzer Körper war in Aufruhr, hat gekämpft mit den Abbauprodukten des Alkohols, während mich diese gleichzeitig kampfunfähig machten. Während Corona wehrte sich mein Körper mit Fieber gegen die Viren, das mich mit 39 Grad niederstreckte.
Schlechtes Gewissen: Kater hatte ich immer selbst verschuldet, weil ich wieder einmal mehr trank, als ich mir vorgenommen hatte. Corona in diesem Falle auch: Tagelang in London ohne Maske und unter unzähligen Menschen. Wen habe ich angesteckt, bevor ich es bei mir bemerkte?
Angst: Wird es wieder weggehen? Mein nicht kontrollierbares Alkohol-Konsumverhalten. Covid und seine möglichen Folgen.
Geschmacksverlust: Kennst du das, wenn du alkoholmässig mal wieder über die Stränge geschlagen und du dir mit dem Zeug gefühlt die gesammelten Geschmacksnerven abgetötet hast? Ich hatte oft einen üblen Geschmack im Mund, nicht nur am nächsten Tag. Seit meiner Corona-Infektion schmecke ich alles ein bisschen anders, weniger intensiv, bitterer.
Müdigkeit: Ein Kater konnte mich bis zu einer Woche aus meinem Rhythmus bringen und mich tagelang schwach und erschöpft fühlen lassen. Auch von Corona erhole ich mich immer noch und es geht nur langsam wieder aufwärts.
Ich bin nicht alleine! In der Schweiz hat schon fast die Hälfte der Bevölkerung Corona durchgemacht. Ich wäge mich also in guter Gesellschaft (wobei ich, um es noch einmal zu betonen, sehr dankbar dafür bin, dass ich keinen schweren Verlauf hatte). Bei früheren Katern war auch das ein kleiner Trost: Meinen Freundinnen und Freunden ging es oft an den gleichen Tagen wie mir schlecht, weil wir die Nacht davor gemeinsam durchgezecht hatten.
Schmerztabletten, Säureblocker, Tabletten gegen Übelkeit und Durchfall, Vitamin C, Zink, Magnesium, Ashwagandha, Maca, Spirulina. Dinge, die Bei Kater und bei Corona helfen (oder zumindest glaube und glaubte ich, dass sie helfen würden).
Was auch half und hilft: Netflix.
Vielen Menschen eine Nachricht schreiben (müssen), dass man gerade nicht kann.
Sorgen um die Einkäufe machen. Warum füllt sich dieser Kühlschrank eigentlich nicht von selbst?
Mindestens zwei Tage ungeduscht. Ganz sicher ungeschminkt.
Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit.
Corona brachte mich dazu, aus meinem Körper fliehen zu wollen. Auch während eines Katers wäre ich am liebsten aus meiner Haut gekrochen.
Gleichzeitig hat mir die Infektion einmal mehr bewusst gemacht, wie wertvoll Gesundheit ist. Und auch immer wenn ich einen Kater hatte, freute ich ich unendlich auf den nächsten (oder übernächsten) Morgen, an dem ich ohne Kopfschmerzen und flauen Magen aufwachen würde.
Corona sucks. Kater sucks.
Natürlich haben Corona und Kater nicht nur Gemeinsamkeiten. Darum hier, als Bonus sozusagen:
5 Dinge, die meine Corona-Erkrankung und Kater nicht gemeinsam haben:
Ich wusste immer: Meine Corona-Infektion wird erst einmal eine einmalige Sache sein. Bei einem Kater war ich mir stehts sicher: Der nächste wird ganz bestimmt kommen.
Wie schrieb mir eine Klientin treffend: Mit Corona kannst du teilnehmen an einem richtigen gesellschaftlichen Problem, ohne Schuld daran zu sein. Für meinen Alkoholmissbrauch fühlte ich mich uuuuuunendlich schuldig.
Corona ist ein akzeptierter Grund, um von der Arbeit fernzubleiben. Doch wie heisst es so schön: Wer saufen kann, kann (muss) auch arbeiten!
Komm mir (nicht) nahe! Wenn ich Kater hatte, suchte ich immer körperliche Nähe - vielleicht, um meine innere Unruhe zu beruhigen oder mein schlechtes Gewissen zu vergessen. Während Corona sollte mir aus bekannten Gründen niemand zu nahe kommen.
Da mir gerade kein schlüssiger 5. Unterschied einfällt, hier noch eine allgemeine Gemeinsamkeit: Corona kann Menschen töten. Alkohol auch.
Hast auch du Erfahrungen mit Corona gemacht, die sich mit jenen eines Katers vergleichen lassen? Schreibs in die Kommentare!
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